Dienstag, 21. April 2009

Baumschule

In der kleinen Baumschule gedeihen Ke-Apple aus Nairobi, Moringa aus lokalen Beständen (auf dem Trip nach Penatuma aus dem Auto heraus geerntet) und Red Cypres. Die Ke-Applebüsche sollen einmal die Graszäune ersetzen, weshalb eine grosse Anzahl heranwächst, da die Zäune eine Gesamtlänge von etwa 700 m aufweisen. Die Moringabäume haben essbare Blätter und die Samen können zur Wasseraufbereitung verwendet werden, und die Red Cypres-Bäume werden in 30 Jahren einmal Holz haben, das termitenresistent ist. Die Termiten zerlegen fast jedes unbehandelte Holz innerhalb kurzer Zeit, ausser es ist genügend weit vom Boden entfernt.


Essensausgabe

Vorige Woche haben wir die letztjährigen Getreidevorräte beider Schulen an die Leiter der lokalen Kirchen verteilt. da diese viel besser wissen, wer denn genau wie hungrig ist und von einer Lebensmittelspende profitieren sollte. Die Zusammenarbeit mit diesen erfahrenen und reifen Persönlichkeiten war sehr erfreulich, und so sind die Kirchen in Damo, Buldit, Gondolo, Yabus Maban und Uduk nun mit Essen ausgerüstet. Die drei dafür nötigen Autofahrten erweiterten meine lokale Orientierung beträchtlich;-)









Fleissig und friedlich teilen die Kirchenleiter das Getreide auf.








Die neue Ladung ist bereit.







Leider ist die Furt wieder mal blockiert.
















Gondolo







Buldit ist leider zum grossen Teil vor ein paar Wochen abgebrannt, was bei der damals herrschenden Dürre, den starken Winden und dem Kochen auf offenem Feuer schon mal passieren kann. Einzig die riesigen Tontöpfe haben überlebt und sitzen wie Schildkröten in der Landschaft.








Damo baut eine neue Kirche, die ein Dach haben wird.







Die alte Kirche in Damo ist offen unter einem Baum und besteht aus ein paar wohlplatzierten Pfählen.

Montag, 20. April 2009

Bauprojekte

Die vielen Bauverträge (siehe Blogeintrag) haben vor allem im Februar und März Auswirkungen auf die Gestaltung unseres Compounds gehabt. Es folgt eine kleine Uebersicht:









Komplett neues Schulgebäude










Neues WC-Häuschen








links: Lagerhaus, neues Dach, Zementboden, neuer Verputz
Mitte: Racuba, gedeckter Unterstand, komplett neu
rechts: Küche, Zementboden, neues Dach, neuer Lehmverputz









Komplett neue Anlage für die Hühner









Neues Dach, Küche rechts mit neuem Dach









Neuer Verputz, Zementboden












Neues Dach, neuer Unterstand












Kompletter Neubau, es folgen zwei Bilder aus dem Innern










































300 m Zaun aus Gras, Bambus und Holz, guter Sichtschutz und wertvolles Habitat für Kleinnager

Freitag, 17. April 2009

Brücke

Bei der Brücke über den Yabus River schreitet die Arbeit wieder schneller voran, was auch wünschenswert ist, da der Wasserstand nach Regenfällen in Aethiopien wieder angestiegen ist. Auf der einen Seite sind die Kabel in einen Stahlbetonanker eingegossen, auf der anderen Seite stellt ein Granitblock erster Qualität die Arbeiter vor eine Herausforderung. Mittlerweile ist es ihnen mit mehreren grossen Feuern gelungen, dort ein tiefes Loch hineinzutreiben, wo der Gegenanker zu liegen kommt. Ebenfalls beinahe fertig sind die beiden gegenüberliegenden Türme, über die die Kabel laufen werden.
Die Kabel, im Moment noch am Boden ausgelegt, sind nach den letzten Regenfällen von zartem Grün umgeben.




Donnerstag, 16. April 2009

Beerdigung

Gestern haben wir an der Beerdigung der zweijährigen Tochter eines unserer Schüler teilgenommen. Sie hatte wahrscheinlich Malaria, wurde vor ein paar Tagen mit hohem Fieber und schweren Krampfanfällen in der kleinen lokalen Klinik eingeliefert, wo sie eine Spritze erhielt und ein paar Minuten später leider starb.

Die Beerdigung an sich hatte schon vorher stattgefunden, und so war die Veranstaltung eher eine Erinnerungsfeier an die kleine Asosa. Um zehn Uhr haben wir uns beim Haus des Vaters eingefunden. Nach einer Runde des Begrüssens, jeder versucht dem anderen seinen Stuhl schmackhaft zu machen, aber als Weisser hat man eine zu hohe Stellung und „verliert“ dieses Spiel immer, fanden wir uns im Vorraum des Gemeindeleiters wieder und bekamen ein Glas leicht trübes Wasser, danach feinen starken Kaffee und Tee, gereicht. Dabei fanden wir heraus, dass Asosa gar nicht die Tochter unserer Schülers war, sondern jene seiner Schwester.

Später kam die Kanne zum Händewaschen, worauf Kisera (dünne Sorghumfladen) und Schweinefleisch (die besten Stücke, das heisst die aus Fett bestehenden Speckschwarten) serviert wurden. Die Gedenkfeier an sich wurde draussen abgehalten. Der Pastor hielt eine kleine Ansprache auf Twampa, dann durften alle weissen Männer (zwei) ein Gebet sprechen.
Anschliessend wurde wieder nach Geschlecht aufgeteilt und eine zweite Runde Kisera und Schweinefleisch folgten. Um drei Uhr war ich einer der ersten, der wohlgenährt aufbrach, da ich im Markt noch Einkäufe zu tätigen hatte.

Dienstag, 14. April 2009

Insekten

Vor meinem Haus finde ich immer wieder ganz verschiedene Tiere. Die Gottesanbeterin mag ja noch angehen, aber die daumennagelgrosse, pelzige, rot leuchtende Milbe (?) war definitiv eine Ueberraschung. Der Kollege von der ersten Milbe machte sich aus dem Staub, indem er sich kopfvoran in den Sand auf dem Weg zum Haus eingrub.



Bürogeräte

Dass die Lehrmittel aus dem südsudensischen Juba nicht immer ganz auf die ländliche Bevölkerung hier abgestimmt sind, haben wir heute wieder einmal gesehen. Thema waren die Bürogerätschaften. Leider haben wir an unserer BELC-Schule kein Büro, und so haben wir uns bei der Sekundarschule eingeladen. Betrachtet haben sie sowohl Computer und Telefon, aber am meisten fasziniert waren sie vom Drucker in Aktion: Das Papier wird gepackt, eingesogen, mit Text bedruckt und wieder ausgespuckt.
Das Foto zeigt sie aufmerksam wie selten beim Beobachten des Druckers bei seiner Arbeit. Dieser ist ein einem Schrank untergebracht, um ihn vor dem allgegenwärtigen Staub und den Fledermausböhnchen zu schützen

Flüche

Die Vorstellung einer unsichtbaren Welt ist hier viel stärker verbreitet als in Europa. Fühlt man sich schlecht behandelt, so bietet sich hier als Option auch ein Fluch an, mit dem man die andere Partei strafen kann. In unsererm Gebiet ist nun ein Stamm von einem anderen von ihrem Land auf der anderen Flussseite zu uns herüber vertrieben worden. Beide Stämme haben eine stark volksislamisch-animistische Ausrichtung. Der schwächere, vertriebene Stamm hat nun, gemäss Gerüchten, das ehemals eigene Farmland verflucht, und siehe da, kurze Zeit später sind Millionen gefrässiger Tausendfüssler aufgetaucht, die der Ernte stark zusetzen. Die Leute bekämpfen sie mit Feuer, indem sie weite Landstriche abbrennen. Wie das Foto zeigt, bleiben die Skelette der Tausenfüssler übrig. Interessanterweise gibt es auf unserer Seite des Flusses keine derartige Plage.

Der zweite Fluch betrifft den Flussübergang (siehe Eintrag Nadelöhr Furt). Im jetzigen Wohngebiet des Stammes gibt es grosse Flächen mit Bambus, und täglich fahren ein Dutzend Lastwagen und Traktoren in dieses Gebiet, um Bambus zu holen. Die dortige Bevölkerung erhält wenig bis nichts, ein voller Lastwagen hat etwa 2000 Stück Bambus zu 30 Rp. das Stück. Dass die arabischen Händler die einheimische Bevölkerung derart behandeln, macht sie natürlich nicht besonders glücklich, weshalb sie abermals einen Fluch ausgesprochen haben gegen den Flussübergang. Natürlich ist es nicht das beste Stück Strasse, aber dass derart viele umkippen, ist schon erstaunlich.
Vor zwei Wochen hätten die Händler fast eine Ziege als Blutopfer in der Furt dargebracht, um den Fluch abzuwenden.
Der letzte Regen hat nun die Situation für ein paar Tage entschärft.


Samstag, 11. April 2009

Hühnerhaus

Im Sinne von "Vorzeigen-Nachmachen" ist ein Hühnerhaus entstanden, das den Studenten eine praktische Vorstellung vermitteln soll. Im Innern des Hauses hat es sechs abgedunkelte und mit Gras ausgelegte kuschelige Nischen, in die die Hennen ihre Eier legen können, ausserdem auf verschiedenen Höhen Stangen, auf denen die Hühner die Nacht verbringen
.
Beim Aussengehege war etwas mehr Geduld verlangt, weil die einheimischen Hühner wahre Ausbruchskünstler sind und ausgezeichnet fliegen und klettern können. Wir haben deshalb das Gehege mehrmals mit Bambus verstärkt und überdacht. Das Ziel ist es, die Hühner so an ihr Zuhause zu gewöhnen, dass sie am Tag ausserhalb des Geheges frei herumlaufen können und das Haus für die Nacht und zum Eierlegen (je nach Wetter ;-)) benützen.

Aus dem Projekt kann man auch gut praktische Mathematik ableiten: Das Material kostet 50 US. Wie lange dauert es, bis sich die Kosten amortisiert haben, wenn die 25 Hennen 3 US pro Stück kosten und pro Tag 20 Eier zu 0,2 US (lokaler Marktpreis) legen? Die Erkenntnis, dass es recht zügig geht, wird hoffentlich viele zu Nachahmern machen.



Dienstag, 7. April 2009

Eklige Geschichten

Im Zusammenhang mit Essen erlebt der Besucher hier manche ungewohnte Situation. So sind im langersehnten Fleisch ab und zu Parasiten anzutreffen. Jene in den Fischen sehen aus wie eine aufgerollte, weissliche Schnecken und weisen einen knappen Zentimeter im Durchmesser auf, während jene im Hühnerfleisch kleineren Regenürmern ähneln. Ich habe beide vorsichtig herausgepuhlt und nicht gegessen.
Heute ist mir aber eine noch üblere Geschichte erzählt worden, unseren Salat betreffend (auch der ein nicht allzu häufiger Leckerbissen).
Ratten und Mäuse sind eine echte Plage hier, und obwohl ich meist erst versuche, das Tier rauszuscheuchen, habe ich auch schon zu definitiveren Massnahmen gegriffen. Nun hat meine Lehrerkollegin aus Indien eine Ratte mit einem Messer erstochen. Ratten sind zwar etwas weniger flink als Mäuse und auch in der Wahl ihrer Fluchtroute weniger begabt, aber um eine mit einem Messer zu erwischen muss man sich doch Mühe geben. Leider hatte sie gerade kein Wasser im Haus, weshalb sie das Messer ungewaschen draussen ins Grasdach des Hauses steckte und vergass. Ihre Kollegin, auf der Suche nach einem Rüstmesser für den Salat für die ganze Gruppe kam kurze Zeit später vorbei, und den Rest könnt ihr euch vorstellen, auch ungewaschen...
Die gute Nachricht: Niemand wurde krank. Offensichtlich kann unser Körper einiges einstecken.

Montag, 6. April 2009

Nadelöhr Furt










Der Yabus River ist eine Herausforderung für alle Arten von Fahrzeugen, speziell aber für mit Bambus überladene Lastwagen, die sich hüben wie drüben eine sandige hohle Gasse hinaufquälen müssen. Täglich bleiben ein paar stecken und etwa alle zwei bis drei Wochen kippt einer um. Dies ist nicht ganz ungefährlich für den Fahrer, aber eine grosse Gaudi für die beträchtlichen Zuschauermengen, die sich täglich einfinden.
Natürlich ist mir solch voyeuristisches Verhalten total fremd, und so bin ich letzten Sonntag auch völlig zufällig auf dem Heimweg von Kirche, Markt und Restaurant an oben erwähnter Stelle vorbeigekommmen, wo sich bereits viel Volk tummelte. Und nicht umsonst, wie sich herausstellte: Ein Lastwagen umgekippt, einer in Anlaufposition und unser Landcruiser, der sich von hinten kommend an der ganzen Blockade vorbei zu quetschen versuchte.
Das klappte auch mit viel Schieben und Zerren aus dem Publikum, und fast hätte er es den Hügel hinauf geschafft, aber dann machten ihm der feine seifige Sand und die vielen Felsbrocken einen Strich durch die Rechnung, und auf zwei Drittel der Strecke blieb das Fahrzeug liegen, die Hinterachse auf einem Stein aufgebockt, die Räder frei drehend.
Mit dem Fahrzeug stecken bleiben ist nichts Ungewöhnliches und bringt nicht nur viel Abwechslung in manch dröge Reise, es ergeben sich auch viele nette Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung.
Hier diskutiert unser Fahrer Eli, wenn ich mich recht erinnere, über seine Vorliebe für sudanesischen Tee, im Sinne von:“ Ja, aber für mich ist ein Löffel Zucker mehr als genug.“
Mit solch feinsinnigem Smalltalk gewinnt man die Sympathie der Zuschauer in kurzer Zeit, und bereits wenige Minuten später war ein hilfsbereiter Traktor zur Stelle, dessen Stahlseil aber derart ausgefranst war, dass es nirgends richtig befestigt werden konnte. Zum Glück hat der Landcruiser eine eigene Seilwinde, und sofort mühten sich zwei Mitreisende den Berg hinauf.
Eli in den Mund gelegt:“ Jungs, da bewegt sich noch gar nichts, mehr Einsatz!“
Auf solch motivierende Worte hatten die Zuschauer nur gewartet, und mit vereinter Kraft war die Stelle bald geschafft (In Wirklichkeit hat natürlich der Traktor gezogen ;-)).
Nach ein paar weiteren Plauderminuten, der noch intakte Laster unten im Flussbett machte sich inzwischen für einen weiteren Versuch bereit, ging die Reise weiter.

Samstag, 4. April 2009

Ankunft der Brückenkabel

Die Stahlkabel für die Hängebrücke (http://www.yabusbridge.blogspot.com) wurden vor ein paar Tagen von Kenya hergeflogen. Um die Last zu bewältigen wurde das Flugzeug aus Fässern hier auf der Piste neu betankt. Auf diese Weise konnte das Gewicht des Treibstoffs auf dem Hinflug reduziert und für die Fracht eingesetzt werden.
Wir haben die eingefetteten Kabel auf den Landcruiser verladen und zur Baustelle gefahren. Ab nächster Woche geht es mit einer neuen Gruppe von Arbeitern wieder flott voran und es besteht gute Hoffnung, die Brücke vor der Regenzeit ihrer Bestimmung zu übergeben. Möglicherweise ist das aber auch mein Zweckoptimismus, da ich eher wenig Lust verspüre, bei meiner Abreise mit dem Koffer durch den Fluss zu schwimmen, um die Landepiste zu erreichen.



Donnerstag, 2. April 2009

Besuch UNO

Da unser Gebiet von beiden Regierungen beansprucht wird, ist die UNO darauf bedacht, viele Informationen zu sammeln und nötigenfalls der einen oder anderen Seite auf die Finger zu klopfen.
Heute Nachmittag hat ein Helikopter das Gebiet um Yabus überflogen mit einem speziellen Augenmerk auf unsere Anlage. Corpus delicti, wie auf dem Bild zu erkennen, ist ein Bohrgerät für Brunnen, das aus der Luft wohl einer Kanone ähnelt. Es wurde uns vor ein paar Wochen von GOAL auf den Compound gestellt, weil ein Reifen platt ist. Leider hat der Helikopter keine Anstalten zur Landung gemacht, so dass die Besatzung ein altes, gerüchteweise existierendes Versprechen, uns aus ihrer Basis ein paar Pizzen zu liefern, nicht einlösen konnte.